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Ein persönlicher Rückblick: ADAC 24h eCompetition auf dem Hockenheimring

Vom 18.02. bis 19.02.2023 fand auf der Strecke des Hockenheimrings zum dritten Mal die ADAC 24h eCompetition statt – ein Langstrecken Wettbewerb für Serienautos mit voll elektrischem Antrieb. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein klassisches Rennen, bei welchem das schnellste Fahrzeug gewinnt. Als Gewinner aus dem Wettbewerb geht hervor, wer am Ende der eCompetition die meisten Runden auf der Grand-Prix Strecke des Hockenheimrings zurückgelegt hat. Wichtig hierbei ist die Strategie – Wann lade ich? Wie lange lade ich? Wie fahre ich am Effizientesten? Doch nicht nur darauf kommt es an, sondern auch auf Teamgeist, Kommunikation und ein gemeinsames Ziel.

Wir von Cenntro sind mit zwei Teams, „Cenntro Europe I“ und „Cenntro Europe II“ in der Klasse B bis 55 kWh mit jeweils einem Logistar 200 Van angetreten und waren die Einzigen in der gesamten Competition, die sich mit einem Transporter der Herausforderung gestellt haben. Alle anderen Fahrzeuge waren Pkws. Insgesamt bestanden unsere Teams aus vier Fahrerinnen und Fahrern. Doch auch wenn wir mit zwei Teams angetreten sind, haben wir als ein Team zusammen agiert und uns unterstützt, sowie zusammen an der Strategie im Laufe der 24 h gearbeitet. Zusätzlich dabei hatten wir auch einen Kameramann, der unsere 24 h auf dem Hockenheimring professionell begleitet hat und nachstehend einen Dokumentarfilm, sowohl in Kurz- als auch in Langversion, für uns erstellt hat, welcher auf unserem YouTube Kanal zu finden ist (https://www.youtube.com/@cenntroautomotiveeurope7363)

Gestartet hat der Tag für einen Teil unseres Teams um 9:00 Uhr. Von da an begannen die ersten Vorbereitungen auf das bevorstehende Rennen. Unsere Logistar 200 wurden aufbereitet für die Filmaufnahmen sowie mit den Startnummern und Sponsorenaufklebern zu einem Race-Van umgestaltet. Nicht zu vergessen ist unsere großartige Folierung von SIGNal Design auf den Logistar 200 mit unserem Claim #DrivingTheZeroMission und den Umrissen europäischer Länder, die unsere internationalen Märkte wiederspiegeln. Bis 12:00 Uhr wurden noch einige Filmaufnahmen der Strecke von unserem Kameramann aufgenommen. Auch ein Briefing für unsere zwei Team-Captains stand in der Zwischenzeit an. Zusätzlich wurde die Zeit genutzt, um sich die Fahrzeugmodelle der Konkurrenten anzuschauen. Gegen 12.00 Uhr war unser Team dann komplett und alle Fahrerinnen und Fahrer eingecheckt.

Die Zeit bis zur ersten Pflichtveranstaltung hat unser Team damit verbracht, die Box etwas gemütlich herzurichten. Dazu gehörten nicht nur Bierbänke, sondern auch aufblasbare Sessel und Decken, Snacks, ein wenig Partylicht und Musik für die Stimmung und natürlich Kaffee und Wasser. Darüber hinaus durfte eine erste Teambesprechung nicht fehlen, bei welcher wir unsere Fahr- und Ladestrategie besprochen haben sowie die Teamaufstellung.

Um 13:15 Uhr folgte auch schon die erste Pflichtveranstaltung – eine Einführungsrunde über den Hockenheimring. Es gab drei Durchläufe mit jeweils zwei Runden, in denen alle Teams der eCompetition dem Safety-Car hinterherfuhren, um die Strecke kennenzulernen. Da in unserem Team vier Leute dabei waren, welche zuvor noch nicht über den Hockenheimring gefahren sind, war schnell klar, wer von unserem Team die Testrunden fahren wird. Sehr aufregend für jemanden, der noch nie auf einer Rennstrecke gefahren ist. Glücklicherweise durften die Runden mit Kollegen absolviert werden, die einem erklären konnten, wie man optimal in die Kurven fährt und wie schnell. Wo die Ideallinie ist, wann man den Fuß am besten vom Gas nimmt, um optimal zu rekuperieren, wie man effizient aus den Kurven rausbeschleunigt und  noch vieles mehr, was für unsere Strategie von Bedeutung war.

Und dann hieß es das erste Fahrzeug laden, während der zweite Logistar weitere Runden auf der Strecke drehte, um mit dem Kameramann einige Aufnahmen und Interviews für unseren Dokumentarfilm durchzuführen.

Bis 15:30 Uhr durften die Fahrzeuge geladen werden und dann ging es in die Startaufstellung. Mit den Startnummern 10 und 11 gingen wir in das Rennen. Es war nur noch eine halbe Stunde, bis das Rennen los ging. Eine leichte Anspannung und Vorfreude waren bei den Teams zu spüren. Jeder möchte sein Bestes geben, den Sieg holen und vor allem Spaß haben.

Um 16:00 Uhr war es dann so weit und das Rennen wurde gestartet. Die nächsten 24 Stunden würden nun zeigen, wie gut unsere Strategie ist. Allerdings dauerte es nicht besonders lange, bis unser erster Fahrer wegen einer nicht korrekt geschlossenen Heckklappe zurück an die Box kam. Jedoch ließen wir uns davon nicht aus dem Konzept bringen, auch wenn uns dieses kleine Hindernis 1 – 2 Minuten wichtige Zeit gekostet hat. Die restliche Zeit der Fahrten verlief dann ohne weitere Vorkommnisse.

Nach ca. 1:20 h kam schließlich der erste Fahrer von Team II wieder zurück und der Logistar wurde direkt für ungefähr eine Stunde zum Laden angeschlossen, während sich Team II noch für rund eine Stunde auf der Strecke befinden sollte. Da wir nur eine Ladestation für zwei Fahrzeuge hatten, musste alles passend getimed werden. Entsprechend wurde die Strategie nach der ersten Runde und den ersten Erfahrungen leicht angepasst, was die Beschleunigung und das Tempo betreffen. Nach den Fahrten standen für einige Fahrer noch Interviews an, welche von unserem Kameramann und Sportreporter durchgeführt wurden.

Die Zwischenzeit, in der man selbst nicht gefahren ist, musste natürlich auch überbrückt werden. Das erfolgte vor allem durch viele Gespräche, sowohl mit den anderen Mitbewerbern als auch mit dem eigenen Team, aber auch damit den Hockenheimring zu erkunden, sich die Beine zu vertreten oder in unseren gemütlichen Sitzsäcken auf seinen Einsatz zu warten.

Gegen Abend haben die ersten Teams angefangen sich Essen zuzubereiten. Von einem Buffet bis hin zu einem mitgebrachten Grill war alles vertreten. Wir haben uns Erbsensuppe mit Wiener Würstchen gekocht.

Es ist ein aufregendes Gefühl mit einem Elektrotransporter auf einer Rennstrecke zu fahren, auf welcher bis 2019 noch Formel 1 Rennen stattgefunden haben. Insbesondere, wenn man davor noch keine Erfahrungen auf einer Rennstrecke gesammelt hat, abgesehen von den Testrunden. Sich erst einmal mit der Strecke vertraut zu machen, herauszufinden wie schnell man in welche Kurve fahren kann, ohne von der Strecke abzukommen, die Ideallinie zu halten und dabei trotz allem noch die Fahrstrategie einzuhalten, war für manche sicher eine kleine Herausforderung – vorrangig im Dunkeln, da die Strecke nicht beleuchtet war. Und nicht zu vergessen auch der ein oder andere Wettbewerber, der die eCompetition hier und da mal mit einem echten Rennen verwechselt hat und entsprechend aggressiv unterwegs war. Doch nach den ersten 20 – 30 Minuten im Rennen, hatte sich schnell alles eingependelt und lief fast schon automatisch ab. Darüber hinaus hat die Fahrt eine Menge Spaß gemacht, denn die Kombination aus Konzentration, Weitsicht, effizientem Fahren gepaart mit dem Flair einer legendären Grand-Prix Strecke machen diesen Wettbewerb aus. Und immer im Fokus: die meisten Runden fahren und den Klassensieg erreichen.

Nach rund einer halben bis dreiviertel Stunde meldeten sich die Team-Captains telefonisch bei den Fahrern – Wie fühlst Du Dich? Ist alles in Ordnung? Wie läuft es auf der Strecke? Wie sieht der Verbrauch aus? In etwa befanden sich alle Teammitglieder 1,5 – 2 Stunden auf der Strecke. Ob man es glaubt oder nicht, aber die Zeit verging dabei wie im Flug, durch die ständige Konzentration und leichte Anspannung.

Während Team I sich also für 2 h auf der Strecke befand, kam Team II um kurz nach 20:00 Uhr wieder, um den Logistar für ca. eine Stunde zu laden. Und so ging es die gesamten 24 Stunden. Ein Logistar wurde geladen, der andere befand sich auf der Strecke. Teilweise überschnitten sich die Fahrzeiten auch. Gleichzeitig fanden immer leichte Anpassungen unserer Strategie und des Zeitplans für die Fahrer statt. Schließlich konnte immer nur abgeschätzt werden, wer wie viel verbraucht. Sobald jemand also mit mehr Kapazität zurückkehrte als geplant konnte entsprechend kürzer geladen werden – kam ein Fahrer mit einem höheren Verbrauch zurück, musste die Ladezeit verlängert  und die Strategie beider Teams entsprechend angepasst werden.  Auch das eine wichtige Erkenntnis bei Elektrofahrzeugen: konstantes energieeffizientes Fahren sind ein Schlüssel für höhere Reichweiten. Letztlich sind es die gleichen Gesetze wie bei Verbrennern, je mehr Gas man gibt, desto höher ist der Verbrauch und desto geringer die Reichweite.

Der dritte Fahrerwechsel begann für Team II ca. 21:30 Uhr und für Team I um ca. 23:30 Uhr. Es war mittlerweile spät geworden und nachdem unsere Fahrer der dritten Runde zurückkehrten, verabschiedeten sich die ersten entweder nach Hause, da am nächsten Tag Karneval anstand, oder in das Hotel Am Motodrom, welches direkt mit dem Hockenheimring verbunden ist und zu Fuß durch einen kleinen Tunnel unterhalb der Fahrstrecke in weniger als 5 Minuten zu erreichen war. Die Verbliebenen testeten derweil, wie bequem die chilligen Sessel zum Dösen und Schlafen waren.

Nachdem es für Team II um 0:41 Uhr in die vierte Runde ging, waren noch zwei Teammitglieder in der Box. Eine Minute bevor Team II die Fahrt beendete, wurde um 2:40 Uhr der nächste Fahrer für Team I auf die Strecke gelassen. Alles musste eben genau getimed werden. Die Zeit in der Nacht vertrieben wir uns überwiegend in den Sitzsesseln und an der frischen, kühlen Luft. So schnell die Nacht kam, verging sie aber auch wieder. Der Logistar vom Team II wurde geladen, Team I befand sich auf der Strecke – und wieder umgekehrt. Gegen 7:00 Uhr ging schließlich die Sonne wieder auf und nach 8:00 Uhr kamen die ersten Teammitglieder erholt und gestärkt vom exzellenten Frühstück aus dem Hotel zurück. Im Anschluss ging es auch für unsere Fahrer, welche durch die Nacht fuhren, zum Frühstück mit Rührei, Speck, frischem Obst, Würstchen, belegten Brötchen, Kaffee, Orangensaft und noch vielem mehr. Der Frühstücksbereich befand sich direkt gegenüber der Start-Ziel-Geraden und von dort aus hatte man einen wunderbaren Blick auf die Strecke und das Motodrom und konnte das Rennen weiterverfolgen.

Mit der Fahr- und Ladestrategie lief größtenteils alles nach Plan, mit Ausnahme von leichten Anpassungen. Mit Wetter hatten wir auch großes Glück, denn ursprünglich wurde für das gesamte Wochenende Regen vorhergesagt – in der Realität war es dann überwiegend bewölkt, mit leichten Schauern in der Nacht und Wind. Ganz vereinzelt ließ sich auch mal die Sonne blicken bei Temperaturen zwischen 5-13 Grad Celsius.

In der Zwischenzeit hat unser Kameramann wieder großartige Aufnahmen von unseren Logistar 200 auf der Strecke gemacht und ist dabei inklusive seines Equipments bis zur Spitzkehre gelaufen. Entsprechend abgekämpft sah er bei seiner Rückkehr ins Fahrerlager dann auch aus. Aber mit einer stärkenden Suppe, Wasser und Kaffee wurde er wieder „aufgepäppelt“.

Für Team II ging es dann um 13:40 Uhr das letzte Mal auf die Rennstrecke für 2:20 h. Zu dem Zeitpunkt, an dem das Team I von seinem siebten Run zurückkehrte, hieß es eine halbe Stunde laden und geradewegs zurück auf die Strecke des Hockenheimrings, um unsere Rundenergebnisse zu maximieren. Die letzte Stunde war angebrochen. Unsere Fahrer haben noch einmal ihr Bestes gegeben und standen während der Fahrt in ständigen Kontakt. Gespannt standen die anderen Teammitglieder am Rand der Start-Ziel-Geraden, haben alles Runde für Runde beobachtet und den Fahrern bei Überholmanövern zugejubelt. Denn die letzte Stunde war geprägt von langsamen Pkws und zwei Logistar, die im Normalfahrmodus ihren Runden abspulten und sich auch noch jeweils die schnellste persönliche Rennrunde sicherten. Und dann war es auch schon 16:00 Uhr – die ADAC eCompetition war nach 24 Stunden beendet.

Um 16:01 Uhr überquerten unsere beiden Logistar 200 die Ziellinie. Ein besonderes Highlight, denn laut Veranstalter haben zum ersten Mal bei der ADAC 24h eCompetition zwei Autos eines Teams aufeinander gewartet und die Ziellinie gemeinsam überquert.

Auch wenn es für uns am Ende nicht für den Klassensieg gereicht hat und wir den 2. Platz, mit 220 Runden und den 3. Platz, mit 217 Runden, in der Klasse B belegt haben, konnten wir doch zeigen, welches Potenzial Elektrotransporter haben und ein Umstieg vom Verbrenner auf Elektroantrieb ohne Probleme gelingen kann. Wir sind stolz und zufrieden mit der Leistung , die unser Team zusammen erzielt hat. Rückblickend war die 24h eCompetition ein voller Erfolg für Cenntro. Und ja, ein Sieg ist natürlich immer charmant. Worauf es aber noch mehr ankommt ist der Zusammenhalt im Team und der Spaß am Event – und den hatten wir auf jeden Fall.